Michael Rieple zieht zwei Jahre nach Gründung des JFV Region Laufenburg trotz CORONA-Krise ein positives Fazit

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Von Jürgen Rudigier / 25. Januar 2021

Michael Rieple ist 1. Vorstand des im März 2019 gegründeten JFV Region Laufenburg. Jürgen Rudigier befragte ihn zu seinem Fazit, zwei Jahre nach Vereinsgründung und zum Umgang mit der derzeitigen Situation im Zusammenhang mit der CORONA-Pandemie.    

Hallo Michael

JR: Zum bereits zweiten Male rollt auch im Jugendfußball aufgrund der Corona-Pandemie kein Ball. Seit Ende Oktober wird weder gespielt noch trainiert. Ruhige Zeiten auch für den Vorstand könnte man meinen oder täuscht das etwa?      

MR: Ich denke das täuscht etwas. Aktuell ist der Spielbetrieb noch fest im Lockdown gefangen und vermutlich wird es auch noch eine Weile gehen bis der Ball wieder auf den Plätzen rollt. Auch sind seit Weihnachten sämtliche Veranstaltungen von uns abgesagt worden, sodass in diesen Bereichen und deren damit verbundene Organisation es zwangsweise schon ruhiger ist. Auf der anderen Seite müssen genau dafür aber etliche finanzielle Ausgleichsaktionen und Gespräche mit Sponsoren und Stammvereinen organisiert und geführt werden. Des Weiteren haben wir die Zeit genutzt um unsere Stammdaten auf Vordermann zu bringen und neue Strukturen einzuführen, sowie mit den Spielbetriebsleitern in die Planung für die Saison 2021/22 zu starten. Es ist also nicht so stressig wie im Normalbetrieb, aber dennoch gibt es noch genug zu tun.

JR: Welchen Einfluss hat Corona auf den Jugendfußball. Besteht nicht die Gefahr, dass die Jugendlichen die Lust an ihrem Sport verlieren und sich anderen Interessen zuwenden? Hat der Verein vielleicht sogar schon Abmeldungen zu beklagen? 

MR: Die Gefahr sehe ich tatsächlich auch und befürchte, dass so mancher ggf. nicht gleich oder nur müßig aus der Zwangspause wieder auf dem Platz kommen wird. Bislang haben wir noch keine Abmeldung erhalten und hoffen natürlich, dass das so bleibt. Hier müssen wir vermutlich gemeinsam mit den Eltern den müden Fußballer wieder etwas anschieben. Dennoch bin ich sehr zuversichtlich, dass die große Mehrheit jetzt schon heiß darauf ist wieder Fußball spielen zu dürfen und wir auf das Ende des Lockdown hoffen.

JR: Veranstaltungen wie das Internationale Jugendturnier, das Harry Schröder Turnier, Altstadtweihnacht und Städtlefasnacht sind ausgefallen. Das sind Veranstaltungen/Einnahmen, mit denen der Verein in der Vergangenheit stets rechnen konnte. Kann man dieses Defizit, wenn überhaupt, irgendwie ausgleichen?   

MR: Das ist so eines meiner Hauptthemen in den letzten Monaten. Ich hatte bereits vor dem ersten Lockdown einen ausgewogenen Haushaltsplan für die Saison 2020/21 erstellt gehabt und war auf einem guten Weg. Mit der Absage aller Veranstaltungen von November bis Februar ist uns nahezu die Hälfte der Einnahmen für das komplette Jahr weggebrochen. Dies zu kompensieren ist schlichtweg nicht möglich. Ich hatte daher einen gekürzten Corona-Haushaltsplan erstellt und uns mit unseren Stammvereinen, Trainern und Betreuern sowie Sponsoren und der Stadt Laufenburg unterhalten. Ebenso habe ich den JFV bei verschiedenen Aktionen (Sparkasse / Toto Lotto etc.) angemeldet, um Gelder zu generieren. Auch hat die JFV-Vorstandschaft nach Weihnachten, unter Beachtung der Corona-Regelung, die Christbaumsammelaktion in der Gemeinde Murg gemacht. In Kürze werden wir dann noch 7400 Rollen Gelbe Säcke in Laufenburg und seinen Ortsteilen, sowie der Gemeinde Murg mit unseren Mannschaften verteilen. Hier bin ich gerade an der Corona-konformen Organisation dran. Wir sind aber durchaus zuversichtlich, dass wir das ein oder andere Defizit ggf. noch ausgleichen können. Ideen sind noch reichlich da – es fehlt noch bisschen an den Machern, aber das ist auch ohne Corona oftmals so.

JR: Hast du schon eine Vorstellung/Vermutung wie es jetzt sportlich weitergehen könnte? 

MR: Ich denke der Verband wird die Vorrunde über die Quotienten-Regelung beenden, um dann Ende Februar / Anfang März in die offizielle Rückrunde zu starten. Wobei das auch schon sehr sportlich sein wird, wenn man mit einem Vorlauf von ca. 2-4 Wochen rechnen sollte. Bedingt durch die Europameisterschaft 2021, die Anfang Juni beginnt, müssten dann die Rückrundenspiele alle bis dahin wieder beendet sein. Ich sehe das zeitlich eher kritisch mit einer normalen Rückrunde. Meines Erachtens wäre eine komplette Annullierung der Saison 2020/21 im Jugendbereich sinnvoll und ein Neustart im September der Saison 2021/22 auf Basis der Tabellenstände der Saison 19/20. In der Zeit bis dahin könnte man die bisher geplanten Rundenspiele ohne Auf- u. Abstiegswertung als Vorbereitungsspiele für die neue Saison nutzen. Inwieweit dies auch für den Aktivbereich machbar ist, müsste geklärt werden aber ich denke unterhalb der Regionalliga dürfte auch das ohne Probleme möglich sein.

JR: Im Sommer wechseln 13 oder 14 Spieler in den Aktivbereich. Offenbar profitieren hiervon in erster Linie die beiden Aktivmannschaften der SV 08. Hat dies nicht auch für Unruhe bei den Stammvereinen des JFV (FC Binzgen, SV Hänner, FC Rotzel und FC Luttingen) geführt?

MR:  Die Situation, dass in diesem Sommer so viele Spieler in den Aktivbereich des SV 08 Laufenburg wechseln werden, war absehbar und auch für uns und die Stammvereine klar. Die verbleibenden A-Juniorenspieler der ehemaligen SG-Jugendabteilung von Binzgen/Rotzel/Hänner und Luttingen wurden bereits schon im letzten Jahr vorzeitig und hauptsächlich in den Aktivbereich der SG Binzgen-Niederhof gezogen, daher ist das Bild etwas verschoben. In den nächsten Jahren wird dies vermutlich wieder etwas ausgewogener sein.

Wir arbeiten hier sehr eng mit den Vorständen der Stammvereine zusammen. Mit unserem Spielbetriebsleiter für die A- und B-Junioren, Herbert Scherzinger, haben wir die Möglichkeit schon frühzeitig mit den Aktiv-Spielleitern der betreffenden Stammvereine in Kontakt zu treten, um über die ausscheidenden A-Juniorenspieler zu reden und ihnen die weiteren Aussichten bei den Aktiven gemeinsam zu präsentieren. Für die aktuellen Spieler im Jahrgang 2002 wurde dies bereits schon in Videokonferenzen und Kleingruppen vor Weihnachten abgehalten.

JR: Du warst vor knapp 2 Jahren einer der maßgeblichen Initiatoren der Vereinsgründung. Hat sich, abgesehen von der schwierigen Corona-Zeit, alles so entwickelt wie du es dir gewünscht hast?

MR: Wenn ich unsere Kernaussage und den Hauptgrund der Vereinsgründung betrachte, dann haben wir unsere gewünschten Vorstellungen erreicht. Ziel war es allen talentierten und weniger talentierten Spielern und Spielerinnen eine durchgängige Fußballzeit von den Bambini bis zu den A-Junioren zu ermöglichen und das in einem gut strukturierten Verein mit einer familiären Umgebung.

Auch war uns wichtig, dass alle Spieler die gleichen Ausgangsmöglichkeiten erhalten und dies unabhängig von welchem Stammverein sie kamen. Ich denke auch das haben wir nahezu durchgängig hinbekommen.

JR:  Was hat dich in den letzten zwei Jahren am meisten geärgert?

MR: Geärgert bzw. enttäuscht bin ich von Menschen, die stetig ohne jegliche Alternativen dagegen sind bzw. waren und vielmehr hauptsächlich ihre eigenen Interessen im Vordergrund setzen.

Aber bitte nicht verwechseln mit denjenigen, die anfänglich patriotisch für ihren Stammverein gekämpft hatten und verschiedene Dinge kritisch hinterfragten, sodass auch ich meine Sicht ggf. nochmal ändern konnte. Das war anfänglich extrem hilfreich und hat uns stets auf dem richtigen Weg gehalten.

Leider nimmt man solche negativen Situationen und Erlebnisse immer mehr wahr als die vielen positiven Geschichten. Für mich ärgerlich ist, dass es die wenigen Macher im Verein immer wieder bremst und wir auch viel Energie einsetzen müssen, um uns nicht vom Weg abbringen zu lassen. Das einzig Gute dran ist, dass es immer weniger werden, die leider ohne den nötigen Gesamtüberblick und fehlendem Hintergrundwissen urteilen und falsche Bilder und Ansichten verbreiten.

JR: Und was war aus deiner Sicht das Erfreulichste? 

MR: Da gibt es mehrere Dinge. Zum einen mein Team (die Macher), welches seit Beginn komplett ehrenamtlich Stunden um Stunden investiert und unserem Verein das positive Gesicht und den Charakter verleiht. Hier arbeiten Funktionäre und auch Trainer gemeinsam am Kerngedanken unseres gemeinsamen Vereins und bieten somit eine außergewöhnliche Plattform für unsere Spieler und Spielerinnen. Auch rücken die aktuell verantwortlichen Vorstände der Stammvereine immer näher zusammen und suchen gemeinsam nach Zukunftslösungen in unterschiedlichen Bereichen. Einfach toll.

Zum anderen aber auch die Eltern und Spieler, die sich unvoreingenommen im neuen Verein eingebracht haben und es in diesem Bereich weitaus positiver gemacht haben, als wir anfänglich geglaubt hatten. Das ist immer wieder schön zu erleben, wenn ich Eltern und Spieler bei einem unserer Spiele treffe und dabei merke, dass unser Mut neue Wege zu gehen, doch sehr positiv gesehen wird.

JR: Dein Wunsch für die weitere Zukunft des JFV?

MR: Ich wünsche mir, dass wir es schaffen noch weiter zusammen zu wachsen, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen leistungs- und hobbyorientiertem Fußball weiter aufzubauen, sowie ein durchgängiges Jugendkonzept mit einem funktionierenden Trainer- und Betreuerstab, sodass wir noch lange den Ball auf unseren Plätzen rollen lassen dürfen. Auch wünsche ich mir, dass der Fokus weiterhin auf unsere Kinder gelegt wird und nicht durch sinnlose Grabenkämpfe zwischen Vereinen und Personen der Blick auf einen zukunftsorientierten Jugendfußball verloren geht. Wir sind immer offen für neue Ideen, um allen ein soziales Vereinsleben im JFV bieten zu können.

JR: Vielen Dank für deine Mühe und alles Gute für die Zukunft!

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